„An object for storing things which is closed and contains something and I don‘t know its purpose.“
Bachelorarbeit von Meret Schmiese, 2022
„Wir haben sie gehört, wir alle haben schon alles gehört über all diese Stöcke und Speere und Schwerter, die Dinge zum Prügeln, Stoßen und Schlagen, die langen harten Dinger, aber wir haben noch nichts von dem Ding zum Dinge-Hineintun gehört, das Behältnis für das in ihm enthaltene Ding. Das ist eine neue Geschichte.“1 Dieses Ding-haltende-Ding, das Le Guin in dem Essay The Carrier Bag Theory of Fiction 1986 als neue Geschichte vorschlägt, ist ein mitunter räumliches Konzept, welches sie als Möglichkeit der Teilhabe und Mitgestaltung von oftmals vergessenen oder ausgeschlossenen Akteur*innen sieht. Hieraus ergibt sich die Erzählstimme einer Sammlerin, die in ganz andere Vorstellungswelten als ihre männlichen Gefährten vordringen kann, und zwar in solche, in denen sich Dualismen auflösen.
„Die Tasche flust. Ihr Material haftet an ihren Inhalt. Sie nimmt die Form ihres Inhalts an, seinen Geruch.“2 schreibt Enis Maci auf die Frage, woraus die Tasche ist. Zunächst besteht eine Tasche selbst aus Gesammelten: Die hier gezeigte Szene versammelt auf künstlich hergestellte Bilder fiktiver Dinge. Die open AI DALL.E basiert auf einem Datensatz realer Bilder. Die generierten Behältnisse bilden eine Art unklares Storyboard, das über keinen Anfang und kein (bekanntes) Ende verfügt und im fortwährenden Wandel ist. Drei Zustände dieser generierten Bilder sind spekulativ als Objekte in unterschiedlichen Maßstäben und Materialien übersetzt. Diese Requisiten bilden den an eine Bühne erinnernden Aufbau und lässt die Besucher*innen bloß über mögliches Narrativ spekulieren.
1 Le Guin, Ursula K.: The Carrier Bag Theory of Fiction, in: dies.: Dancing at the Edge of the World. Thoughts on Words, Women, Places. Grove Atlantic Verlag: New York 1989, S. 149–154. Übers. Gramlich, Naomie: Die Tragetaschentheorie der Fiktion*, in: Angerer, Marie-Luise / Gramlich, Naomie (Hrsg.): Feministisches Spekulieren. Genealogien, Narrationen, Zeitlichkeiten. Kulturverlag Kadmos: Berlin 2020, S. 33-39.
2 Maci, Enis: Woraus die Tasche ist. in: Shin, Sarah / Zeiske, Mathias (Hrsg.): Das Neue Alphabet, Band 6. Spector Books: Leipzig 2021. S. 28-35.
Begleitet von
Prof. Gabi Schillig
Prof. Anna Anders
Prof. Dr. Kathrin Peters