KÜSS DIE WAND! Formen architektonischer Intimitäten.
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Seit Mitte der siebziger Jahre hat mit der Enttäuschung an den sozialen Modellen der Mitgestaltung des kollektiven Fortschritts eine deutliche Bewegung des gesellschaftlichen Rückzugs aus dem öffentlich-politischen Raum ins Private begonnen. Durch die aktuellen Hygienemaßnahmen im öffentlichen Raum manifestiert sich dieser geistige Shift im auch konkreten architektonischen Raum nachhaltig. Die Flucht in das Interieur, die Verlagerung des Lebens in das Innere, hat weitreichende Konsequenzen. Der private Raum gewinnt an Bedeutung, unsere Beziehung zu diesem Raum wird intensiver, emotionaler, konfliktreicher. Der private Raum schließt Dritte aus, er frisst die räumliche Betrachtungsdistanz und wandelt damit unsere Wahrnehmungsperspektive. Der architektonische Raum mit samt seinen Bauelementen und seiner physischen Grenzen wird zur Projektionsfläche, er wird zum Gegenüber und transformiert zum Subjekt. Die Beziehung wird intersubjektiv¹, sie verliert Abstand und wird intim².
Wir haben der Subjektivierung architektonischer Räume und deren Elemente experimentell nachgespürt. Wie können wir uns wehren, wenn die Wände näher kommen? Wie können wir die Wände umarmen oder eins mit ihnen werden?
Es entstanden an konkrete Orte angepasste Installationen, Räume, Strukturen, Adapter, Prothesen – plastische Vermittler zwischen Raum und Leib. Es wurden Methoden klassisch-skulpturaler Arbeit direkt an Ort und Objekt angewendet. Quick and dirty.
¹ lat. inter: zwischen / Subjekt: Person, Akteur
² lat. intimus; wörtlich ‚am weitesten innen‘
begleitet von
Anna Borgman
Candy Lenk
Workshop
1. + 2.6.2021 / 4. + 5.6.2021
Masoud Morgan, Anaïs Nyffeler, Jil Schuberth
Pauline Luca Wunderlich, Jason Kittner
Mattia Friso, Luisa Herbst
Valentin Jauch, Lukas Winter