Memoria – Zwischen Materie und dem Immateriellen
Meisterschülerarbeit von Manuel Ahnemüller, 2019
Memoria ist eine multisensorische und partizipative Installation aus fragilen Porzellankugeln, welche die transzendente Fähigkeit von Objekten kontextualisiert und einen Ort der Intimität schafft. Umgeben von Dingen, interagieren wir täglich mit einer Vielzahl von ihnen. Sie sind das Resultat unserer Bedürfnisse und zugleich das Zeugnis von Kultur. Sie rufen Erinnerungen hervor oder lösen Emotionen aus. In diesem Zusammenhang beschreibt die Lehre der materiellen Kultur das Objekt als eine ›Erweiterung des Ichs‹, als ein ›aktives‹ und ›kommunizierendes Gegenüber‹ oder auch als einen ›identitätsbildenden Zeichenträger‹. Dieser Idee folgend, manifestiert sich die Flüchtigkeit der Gedanken und Emotionen einzelner Personen in den Kugeln. Dies geschieht durch einen ritualisierten Prozess, in dem die Teilnehmenden dazu eingeladen sind, die eigenen Gedanken, Emotionen oder Empfindungen zu reflektieren, zu formulieren und diese in ein Objekt zu überführen. Im Zentrum des Raums befindet sich eine Konstruktion aus dreißig vertikalen Stangen auf denen vereinzelt handtellergroße Kugeln ruhen. Wer sich entschließt Teil der Installation zu werden, kann im hinteren Teil, durch einen Vorhang getrennt, einen Moment der meditativen Einkehr erleben. Umhüllt von atmosphärischer Musik, findet an dieser Stelle auch der erste direkte Kontakt mit dem Objekt statt. Man nimmt eine der Kugeln auf und spürt, wie das kalte Material langsam die eigene Wärme annimmt. Hat man einen Gedanken, ein Gefühl oder eine Emotion formuliert, die man auf das Objekt übertragen möchte, besteht anschließend die Möglichkeit jene in Schrift zu übersetzen. Das Geschriebene wird gefaltet und in die Kugel gegeben. Durch den Kontakt mit Wasser löst sich das Papier auf und der Gedanke kehrt in seinen einst formlosen, immateriellen Zustand zurück. Die Kugel wird versiegelt und auf einer der Stangen platziert. So wächst im Verlauf der Ausstellung ein analoges Gedanken-Netzwerk, bzw. entsteht so eine Sammlung aus hinterlassenen, externalisieren Gedanken, welche auf den immateriellen Prozess der ›Dingbeseelung‹ verweist.
Begleitet von
Prof. Gabi Schillig
Eine Kooperation mit der KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin, ausgestellt in der TURBA Gallery, Hannover
20.10.19 - 17.01.20
Fotos
Manuel Ahnemüller